Die Bühne eines Bankenlebens
Nach 42 Jahren in der VKB-Bank übergibt Gerald Kreuzer nun an seine Nachfolgerin Vanessa Kunse. Im Interview verraten die beiden, wie unterschiedlich ihre Anfänge in der VKB-Bank waren, wie die Zusammenarbeit aussieht und was sie persönlich auszeichnet.
Wie sind Sie beide zur oberösterreichischen Regionalbank, der VKB-Bank gekommen?
Vanessa Kunse: Auf Umwegen. Ich habe die Lehre zur Bürokauffrau in der Handelsschule abgeschlossen. Nach zwei Bürojobs wollte ich dann etwas anderes. Daraufhin fing ich in einem Elektrounternehmen im Servicebereich an, wo ich Finanzierungen, Mahnungen, Kundenbeschwerden und noch vieles mehr gemanagt habe. Die Aufstiegs- und Weiterbildungschancen waren aber leider etwas schwammig. Daher entstand mit 24 Jahren noch einmal der Wunsch nach einer Veränderung. Der Bezug zur VKB-Bank war immer da, auch weil meine Eltern schon jahrelang Kunden sind. Nach einem sehr netten Bewerbungsgespräch kam auch gleich die Zusage für die Filiale Urfahr.
Gerald Kreuzer: Bei mir ist es schon ein paar Jahre länger her. Ich habe am 1. Juni 1979 in der VKB-Bank angefangen. Damals gab es in der Filiale noch nicht einmal einen Computer. Nach meiner Zeit am humanistischen Gymnasium und beim Bundesheer habe ich mich neben einer Stelle in der Landesregierung auch bei drei Banken beworben. Darunter war die VKB-Bank. Das Gespräch war damals so nett und sympathisch, dass ich die anderen Bewerbungsgespräche gar nicht mehr gemacht habe. Mit diesem positiven Gefühl bin ich in der VKB-Bank gestartet, und das Gefühl hat sich auch nach 42 Jahren nicht verändert.
Nach so vielen Jahren in der VKB-Bank hat man sicher einiges zu erzählen. Was waren Ihre Highlights, Herr Kreuzer?
Gerald Kreuzer: Jedes Kundengespräch war für sich schon ein kleines Highlight. Nach all den Jahren bin ich mit den meisten meiner Kundinnen und Kunden per Du, viele sind Freunde von mir. Auch meine Frau war einst eine Kundin von mir, so haben wir uns kennengelernt. Meine Grundintention bei der Beratung war dabei immer: Ich muss den Menschen ins Gesicht lachen können. Auch wenn man manchmal vielleicht mehr verkaufen hätte können, muss es zur Kundin oder zum Kunden passen, das war für mich immer die Grundvoraussetzung. Das machen wir in Perg seit jeher so, auch als ich die Teamleitung übernehmen durfte und die Verantwortung übertragen bekommen habe. Ein anderes Highlight war, als wir den ersten Farbdrucker und Farbkopierer bekommen haben. Natürlich waren auch große Abschlüsse und Geschäfte dabei, unterm Strich waren es aber viele Kleinigkeiten, gemeinsame Gespräche und Erinnerungen. Auch bin ich sehr glücklich darüber, jetzt gemeinsam mit Vanessa Kunse die Beratungsgespräche zu führen und sie als direkte Nachfolgerin zu wissen.
Wie ist es für Sie, Frau Kunse, nun in die Fußstapfen von Gerald Kreuzer zu steigen?
Vanessa Kunse: Ich kannte Herrn Kreuzer schon als Kind, als ich am Regionalspartag in die VKB-Bank gekommen bin. Er ist damals als Zauberer für die Kinder aufgetreten und hat alle begeistert. Er ist ein Urgestein in der VKB-Bank, in Perg kennt man ihn einfach, auch weil er überall dabei ist und sich aktiv engagiert. Daher ist natürlich schon ein gewisser Druck da, dass ich das, was er aufgebaut hat – vor allem die Kundenbeziehungen – auch so gut weiterführen kann. Seit ungefähr einem halben Jahr nehmen wir fast alle Termine gemeinsam wahr, so können wir für unsere Kundinnen und Kunden einen fließenden und angenehmen Übergang gestalten. Als Team funktionieren wir beide unglaublich gut, es macht total Spaß, und genau diese Motivation spüren auch unsere Kundinnen und Kunden.
Das Wertpapiergeschäft liegt Ihnen beiden im Blut?
Vanessa Kunse: Veranlagung macht mir momentan am meisten Spaß. Es ist wieder eine neue Herausforderung und etwas völlig anderes im Vergleich zur täglichen Kundenberatung im bedienten Servicebereich. Wenn man seine Kundinnen und Kunden dann schon eine Weile kennt und eine Beziehung zu ihnen aufgebaut hat, weiß man, worauf man achten muss, wie risikoscheu oder -freudig sie sind und welche Wertvorstellungen sie haben.
Gerald Kreuzer: Das Wertpapiergeschäft war und ist unglaublich spannend. Als ich damit angefangen habe, hatten nur eine Hand voll Kundinnen und Kunden Depots bei uns. Mittlerweile sind wir bei 600 bis 700. Meine Vorgesetzten haben mich hierbei auch immer sehr unterstützt. Hier denke ich gerne an Max Schachner – wir waren ein tolles Team. Er hat mich gefordert und gefördert. Aber auch jetzt mit Christian Hader ist es wieder eine mehr als gute Zusammenarbeit. Ich habe als Trainer mein Wissen über die Wertpapierausbildung weitergeben dürfen. Das habe ich 15 Jahre lang gemacht und es war eine unglaublich schöne Zeit für mich.
Man trifft Sie beide ja nicht nur in der Bank an. Herr Kreuzer, Ihre zweite Leidenschaft ist das Theater, wie kam es dazu?
Gerald Kreuzer: Das Theaterspielen hat zeitgleich mit meinem Eintritt in die Bank begonnen. Ich war etwa zwei, drei Monate in der VKB-Bank beschäftigt, als wir vom Perger Theater das erste Stück aufführten. Es hieß „Das Geld liegt auf der Bank“ und ich durfte passenderweise den Bankdirektor spielen. Seitdem haben wir unzählige weitere Stücke aufgeführt: im Herbst immer ein personelles Theater, im Frühjahr Kabarett und einmal im Monat ein Puppentheater für Kinder. Am liebsten sind mir die lustigen Rollen. Ich möchte die Zuseherinnen und Zuseher zum Lachen bringen. Ich bin stellvertretender Leiter beim Perger Theater und Leiter des Perger Puppentheaters. Auch bei den Mühlviertler Kinderspielen, einem der größten Kinderspiele in Oberösterreich, bin ich Gründungsmitglied. Meine Kundinnen und Kunden sprechen mich immer wieder darauf an und fragen, was wir denn als Nächstes planen, oder sagen, wie ihnen das letzte Stück gefallen hat. Das freut mich dann natürlich umso mehr.
Frau Kunse, Ihre Bühne im Privatleben ist der Bogenschieß-Parcours. Was fasziniert Sie an dieser Sportart so?
Vanessa Kunse: Wir haben Bogenschießen einmal als Familie ausprobiert. Mein Mann und ich sind dann gleich dabeigeblieben. Mittlerweile ist es fast zu einer Trendsportart geworden, was ich verstehen kann. Es ist ein toller Sport, man ist draußen, bewegt sich, muss beim Schießen immer wieder fokussiert sein, das macht es sehr kurzweilig. Mittlerweile darf ich sagen, dass es mein Mann und ich schon gut können. Es gibt wunderschöne Parcours in der Region, die durch den Wald führen und wo es auch ein bisschen bergauf und bergab geht. Die vielen Möglichkeiten nutzen wir natürlich gerne, zu zweit und auch mit Freunden.
Wie darf man sich Sie als Privatpersonen noch vorstellen?
Vanessa Kunse: Ich bin ein Familienmensch und lege darauf viel Wert. Mein Mann und ich haben vor kurzem ein Haus gekauft und vollständig renoviert. Wir haben mit dem Haus wirklich Glück gehabt, es liegt in einer unglaublich netten Siedlung, es gibt eine tolle Nachbarschaft, wo alles sehr freundschaftlich und familiär abläuft. Wir waren schon bei einem Siedlungsfest eingeladen und mit allen gleich per Du. Beim Haus steht jetzt immer ein Projekt für uns an, von der Einfahrt bis hin zum Garten und der Gartenhütte.
Gerald Kreuzer: Meine Familie hat in meinem Leben einen besonderen Stellenwert. Meine beiden Kinder teilen meine Theaterleidenschaft und sind gemeinsam mit mir schon oft auf der Bühne gestanden. Meine Tochter wohnt auch in Perg und ist Ergotherapeutin. Mein Sohn lebt in Naarn auf einem eigenen Bio-Bauernhof. Mittlerweile bin ich stolzer Großvater von drei Mädchen und einem Buben. Darauf freue ich mich schon besonders, wenn ich im Ruhestand noch mehr Zeit mit ihnen verbringen und zusehen kann, wie sie aufwachsen.