„Nur wenn es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut geht, dann geht es dem Unternehmen gut“

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Managerin des Jahres 2020

Mit Herbst 2018 übernahm Melanie Hofinger die Geschäftsführung der Linzer Buchhandlung Veritas, nun Veritas by Hofinger. In mittlerweile fünf Filialen verbindet sie seither den traditionellen und stationären Kunst- und Buchhandel mit innovativen Ideen – gegen den Trend des Onlinehandels. 2020 wurde sie von einer hochkarätigen Jury zur „Managerin des Jahres“ gekürt. Im Interview verrät sie, was diese von der VKB-Bank verliehene Auszeichnung für sie bedeutet, wie ihr Werdegang als junge Selbstständige aussieht und welches Geheimnis hinter ihrem Erfolg steckt.
 

Frau Hofinger, Sie haben 2020 die Auszeichnung „Managerin des Jahres 2020“ erhalten. Was bedeutet das für Sie?

Ich habe damit nicht gerechnet! Als ich den Anruf erhielt, war meine erste Reaktion: Ich habe mich ja gar nicht beworben! Die Freude war aber umso größer und ich war zu Tränen gerührt. Vor allem eine 27-Jährige motiviert eine solche Auszeichnung natürlich sehr und es ist ein Zeichen dafür, dass man etwas richtig macht und etwas leistet. Ich habe in meiner Karriere schnell Verantwortung übernommen und bin mit der Managerinnen-Rolle gewachsen. Mittlerweile würde ich schon sagen, dass das auch eine Vorbildwirkung haben kann und ich damit ein Vorbild bin – das laut zu sagen, ist aber etwas, das ich noch lernen muss.

Sind solche Auszeichnungen für Frauen wichtig?

Sie sind definitiv wichtig. Diese Auszeichnungen zeigen, dass man als Frau in einer Führungsposition wahrgenommen und auch geschätzt wird. Nach wie vor ist in der Wahrnehmung von weiblichen und männlichen Führungskräften ein Unterschied vorhanden. Durch solche öffentlichen Auszeichnungen werden die Leistungen von Frauen sichtbar gemacht und die, die Frauen noch gerne unterschätzen, zu einem Umdenken angeregt. In meinem Fall ist darüber hinaus die gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung von Buchhandlungen spürbar geworden, schließlich sind Bücher auch ein Schlüssel zur Bildung.

War das auch der Grund, aus dem Sie 2017 beim Buchhändler Veritas angefangen haben?

Melanie Hofinger

Der Grund war vielmehr meine Oma! Ich habe anfangs Jus studiert, wollte dann aber etwas anderes machen. Also habe ich mich entschieden, bei IKEA in der Gastronomie durchzustarten. Für meine Oma war das ein kleiner Schock, schließlich haben fast alle ihre Enkelkinder studiert. Nach ungefähr fünf Jahren war es Zeit für Veränderung, ich bewarb mich unter anderem bei Veritas als Verkaufsleiterin. Davon war meine Oma gleich begeistert, sie kannte die Kunst- und Buchhandlung, da sie selbst immer dort einkauft. Und so fiel die Entscheidung dann auf Veritas.

Und bereits nach Ihrem ersten Jahr bei Veritas erfolgte die Übernahme?

Ja. Ich war Verkaufsleiterin und konnte gemeinsam mit meinem Team viel bewegen. Doch während eines Urlaubs 2018 erhielt ich einen Anruf meines damaligen Standortleiters: Wir müssen zusperren! Ich war sehr deprimiert, habe aber dann angefangen zu recherchieren. Dabei bin ich auf einen Bericht über eine junge Frau gestoßen, die ihre Lieblingsbuchhandlung gekauft hat, als die Besitzerin in Pension ging. Das hat mich inspiriert. Ich habe mit meinen Freunden und meinem Vater gesprochen und gleich nach meinem Urlaub der Geschäftsführung mitgeteilt: Ich kaufe die Buchhandlung. Von da an führten wir die Verhandlungsgespräche.

Wie gehen Sie als Managerin mit der derzeitigen Situation um?

Die Lockdowns sind momentan sicher die größte Herausforderung. Die Planbarkeit ist quasi nicht vorhanden. Es hat sich vieles auf den Versandhandel verschoben, da ist es schwierig, mit den Großen in unserer Branche mitzuhalten. Aber: Veränderung ist der Treibstoff für Innovation – so nutzen wir nun die Krise als Chance. Wir haben aber auch aus den ersten beiden Lockdowns gelernt, wir haben Gruppen und Teams gebildet und noch enger – natürlich mit Abstand – zusammengearbeitet als bisher. Das hat uns alle motiviert und unsere Erfolge sprechen für sich. Als Führungskraft ist man hier besonders gefordert, und ich habe allen sofort Masken und Testkits zur Verfügung gestellt. Man muss schauen, dass es allen gut geht. Denn: Nur wenn es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut geht, kann es dem Unternehmen gut gehen.

Wie würden Sie sich und Ihren Führungsstil beschreiben?

Melanie Hofinger

Ich verfolge eine flache Hierarchie, wir pflegen in meinem Unternehmen die „DU-Kultur“. Das spiegelt sich auch in meinem Führungsstil wider. Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter wird mit seinen individuellen Fähigkeiten eingesetzt und ich versuche vielmehr, die Stärken von allen weiter zu stärken, als die Schwächen in eine Stärke umzuwandeln. Als Führungskraft gebe ich auch allen eine Stimme, um mitzuentscheiden und gemeinsam umzugestalten. Ich hole sie ins Boot. Ein Geheimnis hinter meinem Führungsstil und meinem Erfolg gibt es nicht, ich bin einfach so, wie ich bin.